Ich habe den Menschen, wie er geschaffen wurde, schon immer faszinierend gefunden. Schon immer habe ich gerne Menschen analysiert. Warum kommen gewisse Menschen ganz leicht durchs Leben? Warum sind gewisse Menschen immer von einem neuen Schicksalsschlag betroffen? Ist das eine Bestimmung vom Leben oder haben wir unser Leben selbst in der Hand? Fragen über Fragen, worauf ich wahrscheinlich in diesem Leben keine eindeutige Antwort bekommen werde.
Fakt ist, wir sind in unserem Leben ständig mit Herausforderungen konfrontiert - das Leben ist kein Zuckerschlecken. Wir können es uns aber versüßen!
Ich habe in der Erziehung von meinen Eltern die Möglichkeit bekommen, mich selbst zu entdecken und meinen Gefühlen Aufmerksamkeit zu schenken, ohne Grenzen Dinge auszuprobieren. Dafür bin ich sehr dankbar! Es gab immer weniger “man sollte doch ..” und immer mehr “was möchte ich?”.
Als Kind war ich wortwörtlich ein Schleckermaul. Ich würde behaupten, ich bin es noch immer. Ich liebte es zu essen und meine Eltern mussten mich eher davon abhalten, ein zweites Glacé zu essen. Ob ich schon als Kind Emotionen mit Essen reguliert habe? das weiss ich nicht vollständig - aber süsses gab mir immer Geborgenheit - wie auch früher die Muttermilch es mir gegeben hat.
Als Jugendliche erlebte ich die normalen Gewichtsschwankungen, wie viele Mädchen auch. Sehr schlank, wenn man in der Wachstumsphase ist, und sobald hormonelle Veränderungen aufkommen - man also bald zur Frau wird - veränderte sich mein Körper auch in eine Frauenfigur. Viele Teenies sind mit dieser Veränderung überfordert und können es nicht akzeptieren. Man vergleicht sich und fängt den eigenen Körper an zu bewerten.
So hat es begonnen, dass auch Samira angefangen hat Diäten zu machen und Sport zu treiben. Irgendwann erreichte ich das Gewicht, das ich angestrebt habe und genoss die Anerkennung und Aufmerksamkeit von Aussen. “uau, Samira, du hast aber abgenommen!” “du könntest ja ein Model sein” - diese Sätze haben sich bei mir eingeprägt.
Was die Menschen in meinem Umfeld aber nicht gesehen haben ist, dass ich stets noch ein Schleckermaul war und dies ein riesiger Konflikt für mich bedeutet hat. So hat es begonnen, dass ich ständig im Wechsel war von emotionalen Essattacken und Kompensation mit Sport und Essen danach. Wo die Ironie auch hinfällt, habe ich in dieser Zeit auch angefangen Faszination fürs Backen und Kochen zu haben. Also habe ich viel Zeit in der Küche verbracht, tolle Torten gezaubert, leckere Mahlzeiten kreiert für meinen damaligen “Blog” und damit mich noch mehr herausgefordert, das gebackene nicht direkt alles wegzuschlemmen. Ich war also NICHT im Einklang mit meinem Körper und fand es auch sehr anstrengend. Aber was man nicht alles macht, um Liebe und Anerkennung zu bekommen, oder?
Mit jungen 20 Jahren trennte sich mein erster Freund von mir. Für mich brach eine Welt zusammen, die erste grosse Liebe ist weg. Und wisst ihr was ich ihm damals als erstes gefragt habe?:” wie kann das sein, dass du dich jetzt von mir trennst, jetzt wo ich schlank und gutaussehend bin und wo du mich kennengelernt hast, war ich noch pummelig?” Wie kann man jemanden zuerst lieben, wo man unattraktiver (Perspektivensache) ist, und danach nicht mehr?
Wie ihr seht, ging meine Illusion der Welt nicht mehr auf. Schlank sein, bedeutet also nicht, von allen geliebt zu werden? Aussehen ist also nicht alles im Leben?
Nach dem Verlassen werden von meiner ersten grossen Liebe und den üblichen Stressoren im Leben (Berufswahl, Schule, Erwachsenwerden) veränderte sich mein Körper gefühlt rasant. Ich ass immer mehr, kompensierte immer weniger und nahm dementsprechend immer mehr zu. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich Schokoladenpapierchen unter meiner Bettdecke versteckt habe, wenn meine Mutter ins Zimmer kam. Ich machte viel Krafttraining und lebte das emotionale Essen ganz aus und bekam so einen massigen Körper. Oft fuhr ich ins Fitness und danach direkt zur Tankstelle, um Schokolade zu kaufen.
In dieser Phase fühlte ich mich überhaupt nicht leicht.
Irgendwann kriegte ich die Kurve und fing an, mich genauer mit meinem Essverhalten auseinanderzusetzen. Ich kann euch heute nicht mehr sagen, was genau der Moment war. Wahrscheinlich hatte ich im beruflichen Setting mehr Stabilität, ein gutes privates Umfeld, wo das emotionale Essen weniger ausgeübt werden musste. Ich musste mich mit der Frage auseinandersetzen - was für einen Beruf möchte ich in Zukunft ausüben? Wie der Zufall es auch wollte, entschied ich mich dafür, "Ernährung und Diätetik” zu studieren. Warum? Einerseits weil ich wie beschrieben gerne Lebensmittel verarbeitet habe in leckere und frische Gerichte, ich mich oft mit meinem Körper auseinandergesetzt habe, ich gerne mit Menschen zusammengearbeitet habe und schon dort ein gutes Gespür für den Mensch hatte. Meine Hypothese ist jedoch vor allem, dass ich mit dem Studium “Hilfe zur Selbsthilfe” gesucht habe. Ich habe mal den Spruch gehört “Therapeuten werden zu Therapeuten, weil sie selbst die Lösung zu ihrem Problem noch nicht gefunden haben und anhand der Klienten sehen möchten, was diese Menschen für Ansätze haben”. Irgendwie passt der sehr gut zu mir.
Nun, das Studium hat mir sehr gut getan. Viel wertvolles Wissen, dass man sich über die Ernährung, Gesundheit, Krankheitsbilder etc. aneignen kann. und tatsächlich habe ich das Gefühl, dass durch das Studium das emotionale Essen auch weniger wurde. Wichtig zu sagen ist, es war nie ganz Weg, aber der Leidensdruck im Umgang damit hat sich reduziert.
Bereits im Studium und auch nach dem Studium fand ich wenig Begeisterung darin anzuschauen, welcher Käse nun weniger Fett hat, Ob 20g oder 30g Nüsse nun besser wären, ob jetzt das Protein- oder Dinkelbrot vorteilhafter ist oder ob man nun 2 kg noch abnehmen müsse um endlich einmal gemäss BMI das “Normalgewicht” zu erreichen. Bitte habt nun kein falsches Bild über mein Studium! Ich denke, es waren eher die Patientinnen und Patienten, welche mir diese Fragen gestellt haben, als es zentrale Themen des Studiums waren. Der Mensch und seine Geschichte, die Einfluss haben auf wie er ist und wie sich das Essverhalten entwickelt, fand ich stets viel spannender. Ich wollte schon immer den Menschen und seine Geschichte kennenlernen und ihn dabei unterstützen, das eigene Essverhalten zu verändern, um mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu verspüren.
Irgendwie kamen meine Patientinnen und Patienten immer gerne zu mir (die meisten zumindest). Vielleicht gerade deshalb, weil ich wirklich Interesse an ihnen hatte und überzeugt bin, dass jeder Mensch die Ressourcen dafür hat, Veränderungen durchführen zu können für ein besseres Ich.
Nach dem Studium und als frische Ernährungsberaterin fing ich an im ambulanten Setting zu arbeiten. Das heisst, Arzt stellt Verordnung aus für Ernährungsberatung, Patient kommt zu mir in die Beratung. Neben diversen Krankheitsbilder war die Hauptindikation (Hauptgrund für Anmeldung) Ziel nach Gewichtsabnahme. Manchmal fand der Arzt, dass es Zeit wäre abzunehmen, manchmal bat die Patientin den Arzt selbst, eine Anmeldung zu machen. So oder so, ging es in meiner Berufslaufbahn oft darum, wie kann ich abnehmen? Was wäre mein Idealgewicht? Natürlich wurde oft gewünscht, dass ich einen Ernährungsplan schreibe ,respektive der Person vorgebe, was sie wann essen soll. Sowie auch der Wunsch da war, dass die Kilos möglichst schnell purzeln! Ob Wasserverlust oder Muskelabbau zur Gewichtsreduktion geholfen hat? spielt keine Rolle! Hauptsache weniger auf der Waage.
Wie Sie merken, habe ich etwas eine Abneigung darüber, sich als Ziel ein bestimmtes Körpergewicht zu setzen. Da der Körper aus mehr besteht wie Fett und Muskeln und hormonelle Veränderungen, Jahreszeit, weiblicher Zyklus, Stress, Schlafmangel, Wechseljahre und und und Einfluss haben auf das Körpergewicht, finde ich es fast ein wenig naiv das Gewicht als Parameter für eine Essverhaltensänderung anzuschauen.
Nun mit diesen Gedanken und den ersten Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten, dass eine Gewichtsreduktion langfristig gar nicht so leicht ist (wer hätte es gedacht), habe ich mich immer mehr mit der Psychologie auseinandergesetzt. Mit den Themen wie Selbstwirksamkeit, Gewohnheiten, Emotionsregulation, Glaubenssätze etc. fand ich grosse Begeisterung. So entschied ich, mich im Bereich Ernährungspsychologie weiterzuentwickeln. Dort wurde das erste Mal das Thema “Übergewicht” in Frage gestellt. Dafür fand ich ebenfalls grosse Begeisterung. Was macht das mit mir, wenn ich “über dem Idealgewicht bin”? Was bedeutet das für mich, wenn ich “übergewichtig” bin? Ironischerweise werden immer mehr Menschen “übergewichtig” und trotzdem fühlen sich diese Menschen aus der Norm und möchten wieder dem “ideal” entsprechen.
Was ist den das Ideal? was ist den ein Idealgewicht? bin ich gesund, wenn ich ein Idealgewicht habe?
Nun über dieses Thema könnte ich stundenlang noch schreiben, vielleicht werde ich das sogar mal in einem Blog machen (ich verspreche nichts!). Fakt ist, viele Menschen verspüren einen hohen Leidensdruck mit dem Gewicht wo sie haben und stecken viel Hoffnung darin, dass wenn sie abnehmen würden, wieder glücklicher sind.
Mir wurde auch nach dieser Ausbildung bewusst, dass der Mensch noch so viel komplexer ist als wir annehmen und dass für eine langfristige Gewichtsreduktion, mehr angeschaut werden muss wie Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch.
Wir Menschen sind so viel mehr als unser Körper. Gesundheit ist von so viel mehr Faktoren abhängig wie das Körpergewicht.
So beschäftigte ich mich immer mehr mit ganzheitlichen Ansätzen. Fing immer mehr mich mit Geist und Seele zu befassen, was den Menschen von allen Facetten anschaut. Ich fing an, mich immer mehr mit meiner mentalen Gesundheit zu befassen, mich mit meinem Körper zu befassen, meine eigenen Prägungen, Muster, Gewohnheiten, Glaubenssätze anzuschauen.
Immer mehr Erkenntnisse führten mich dazu, immer weniger Interesse für die Ernährung selbst zu haben (ja, Ernährung ist wichtig, aber es ist eben nicht alles). So begann ich Faszination zu bekommen für die Hypnosetherapie und machte auch hierfür eine Ausbildung.
Mein eigener Prozess, meine eigenen Hoch- und Tiefs, sowie meine tollen Ausbildungen und Weiterbildungen führen mich zu dem Punkt, wo ich jetzt bin (und es geht hoffentlich noch weiter).
Wenn wir an uns selbst arbeiten, wenn wir verstehen wer wir sind und warum wir so sind, wenn wir bereit sind für Veränderungen, wenn wir Mut aus der Komfortzone zu gehen, wenn wir uns zeit lassen für unseren Prozess, wenn wir auf unseren Körper und auf unsere Intuition hören dann: bin ich überzeugt, dass wir mehr Leichtigkeit verspüren (von innen wie von aussen). dass wir mehr Selbstliebe verspüren, dass wir besser mit neuen Herausforderungen umgehen können, dass wir mehr Gesundheit erleben dürfen und somit unsere Lebensqualität steigt.
Diese Leichtigkeit wünsche ich auch Ihnen!
Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Einblick! Ich freue mich schon auf unseren Ersttermin!